Ich glaube, es sind sich alle einig, dass das aktuelle GG-Matchmaking vorsichtig formuliert "suboptimal" ist. Die Probleme in der Diskussion hier beginnen damit, dass die meisten sich einen Punkt, der aus ihrer Sicht besonders extrem ist, herausgreifen und dann Vorschläge erstellen, wie man genau dies verbessern könnte. Dabei wird dann häufig die Auswirkung auf andere Aspekte vergessern, die dadurch dann auch verändert werden, und das nicht immer positiv.
Und häufig werden dann noch Begriffe in den Raum geworfen, ohne zu erklären, worauf sie sich beziehen sollen (z.B. Fairness).
Ein verbessertes Matchmaking, das zu ausgeglicheneren Gefechten führt (wie auch immer das aussehen mag) wird zwangsläufig dazu führen, dass man deutlich häufiger gegen die gleichen Gilden antreten muss. Wenn es möglich wäre, die Gefechtsstärke einer Gilde genau zu bestimmen und sich diese nicht ändert (und "stabile" Gilden wurden hier ja schon als wünschenswert angeführt), dann wird jede Gilde im nächsten Gefecht wieder auf die gleichen Gegner treffen. Ein gewisse Durchmischung ist also wünschenswert. Außerdem werden solche Gefechte hier immer als "fairer" angeführt. Fairer bzgl was? Vielleicht fairer, was die Zusammenstellung bzgl. Kampfkraft betrifft, aber damit gleichzeitig deutlich unfairer, was die Belohnungsverteilung angeht. Auf einer Karte mit 8 Topgilden (mit jeweils 60-80 Mitgliedern) wird jeder einzelne deutlich weniger Belohnungen einsammeln können als die Spieler in einem Gefecht am unteren Ende der Dialiga, in dem dann 8 Gilden mit jeweils 20 aktiven Mitgliedern aufeinandertreffen. Und letztere würden auch deutlich mehr bekommen als die Spieler in einem Gefecht am oberen Ende der Platinliga, obwohl die "Kampfkraft" recht ähnlich ist. (Die Mitgliederzahlen sind fiktiv, sollten aber das Problem trotzdem richtig wiederspiegeln)
Also insgesamt ist das System dann nicht fairer, solange man nicht auch noch andere Parameter verändert (z.B. die Ligagrenzen und die Belohnungsstaffelung).
Leider greifen sich hier beide Seiten (sowohl die, die die Vorschläge einbringen bzw. dafür argumentieren, als auch die, die Versuchen, die Schwächen aufzuzeigen) immer nur ein paar der Aspekte an und werfen der anderen Seite vor, nur auf ihre Vorteile bedacht zu sein, anstatt die Vorschläge sachlich zu diskutieren, u.U. einmal gedanklich durchzuspielen und die Stärken und Schwächen offen darzulegen.
Ich habe mir mal ein kleines Programm gebaut, dass die hier mehrfach schon vorgeschlagenen Änderungen der Zugewinne/Verluste der Ligapunkte am Ende eines Gefechts untersucht. Dazu habe ich vereinfachend 2000 Gilden jeweils anhand der LP sortiert, in Gefechte a 8 Gilden gesteckt und dann entsprechend der Sortierung die Plätze verteilt. Wenn in einem Gefecht Gilden mit unterschiedlicher Anzahl von LP aufeinandertreffen, dann "gewinnen" also immer die Gilden mit der höheren Zahl an LP. Außerdem werden die Ligengrenzen nicht beachtet, sondern auch Gefechte über die Ligengrenzenhinweg gebildet. Beides dürfte aber auf die prinzipiellen Ergebnisse keinen (signifikanten) Einfluss haben. Und ich weiß, dass auf keinem Server 2000 Gilden aktiv an den GG teilnehmen, aber die hohe Zahl erhöht etwas die Genauigkeit der Analyse...
Alle Gilden haben jeweils mit 500 LP begonnen, die Gewinne und Verluste habe ich variiert und jeweils 200 Gefechtsrunden durchführen lassen (die Änderungen von Runde zu Runde sind dann nur noch marginal).
Mit dem jetzigen System (+175/+125/+75/+25/-25/-75/-125/-175) sind am Ende der Einschwingphase 270 Gilden in der Dialiga (davon 159 im 1000er Club); 441 in Platin, 535 in Gold, 451 in Silber und 303 in Bronze (die Werte schwanken um +/-5 mit weiteren Gefechtsrunden).
Wenn die Gewinne/Verluste um 20% reduziert würden (also zwischen +140 und -140 mit 40er Schrittweite), dann kämen immer noch 255 Gilden in die Dialiga (davon 132 im 1000er Club), Platin bis Silber würden etwas stärker (486, 559, 460) und Bronze würde kleiner (240). Bei einer Reduktion um 40% (+105 bis -105 mit 30 Schrittweite) wären es 257 in Dia (davon 104 im 1000er Club) und bei 60% Reduktion (+70 bis -70 bei 20 Schrittweite) 241 in Dia (72 im 1000er Club).
Wenn man die Schrittweitenänderung über das gesamte Ligasystem einführt, erreicht man also eine Reduktion des 1000er Clubs, die Dialiga insgesamt wird aber kaum kleiner (die Schwamkungen hier ergeben sich durch die Schrittweiten und die dadurch auftretenden Maxima in der LP-Verteilung im Verhältnis zu den Ligagrenzen).
Eine Reduktion der Schrittweiten nur im oberen Bereich ist hingegen kontraproduktiv. Bei einer Reduktion des LP-Gewinn/Verlusts um 40% nur in Gefechten mit 800 oder mehr LP (obere Hälfte Platin und Dia) landen 497 Gilden in der Dialiga (also fast doppelt soviele), davon 198 im 1000er Club. Das erklärt sich durch die Streichung von LP am oberen Ende bzw. der "Schenkung" am unteren Ende, denn alle Punkt über 1000LP verfallen ja und negative LP gibt es auch nicht. Im "eingeschwungenen" Zustand müssen genausoviele Punkte am oberen Ende verfallen, wie den Gilden am unteren Ende geschenkt werden (damit der Saldo einer Gilde nicht ins negative rutscht). Wenn jetzt nur am oberen Ende die Schrittweite verringert wird, werden dort mehr Gilden benötigt, um die gleiche Menge "Überschuss" zu produzieren. Ob man nun wie ich es gemacht habe eine "harten" Schnitt bei 800 macht oder die Schrittweite langsam verändert, ändert an dieser prinzipiellen Auswirkung (mehr Gilden im 1000er Club) nichts. Es vermeidet nur andere unschöne Effekte (z.B. das eine Gilde, die das Gefecht bei 780 LP gewonnen hat, 175 LP dazubekommt und somit an der Gilde vorbeizieht, die ihr Gefecht bei 800 LP gewonnen hat und nur 105 LP bekommt).
Ich bin dafür, das Matchmaking der GG zu verändern, aber bitte nicht vorschnell durch einseitige Ideen, die zwar die Situation einiger Gilden verbessern, aber gleichzeitig andere Probleme einführen. Außerdem müssen wir beachten, dass auch Inno mit der Änderung gut leben kann (also diese die Attraktivität der GG nicht negativ beeinflusst).
Die bisher gemachten Vorschläge können z.T. sicher jeweils ein Element einer Änderung sein (andere Schrittweiten, zusätzlicher Boost für "Neueinsteiger" um sie schneller an die "richtige Stelle" zu bringen, Abkopplung der Dialiga mit "Zugangsbeschränkung"), aber daraus muss ein tragfähiges Konzept entwickelt werden, und das habe ich bisher noch nicht gesehen. Und da das sicher nicht einfach wird, glaube ich nicht, dass sich Inno dessen annehmen wird, denn dafür müsste es sich auch für Inno "lohnen" (und da werden die Klagen und "Drohungen" einzelner Spieler sicher nicht reichen).