Zivilisation macht krank...

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Hallo Community...

Nach zwei politischen Threads, möchte ich auch gerne einen gesellschaftlichen Thread eröffnen.
Zu diesem Thema gibt es eine Menge an Studien, die ich aber außen vor lassen möchte und mich auf Empfindungen beziehen will.
Wieviel Fernseh, Internet, Großstadt, Einkaufszentren, Trends, Vorgaben, Technologien sind für das Säugetier Mensch wirklich gut?

Meine Meinung:

Ich war schon immer ein Quertreiber in den Augen der Gesellschaft und ein Freigeist in meinen. In dem Augenblick wo ich gemerkt habe, das ich mich verbiegen müsste, habe ich mich zurück gezogen. Damit habe ich mir nicht viel Freunde gemacht und mit Sicherheit keine "Beliebtheit" errungen. Aber ich bin dafür mit mir selber im Reinen geblieben. Etwas das ich vor der Türe selten erlebe... Man kann der Irrationalität der Säugetiere der Rasse Mensch fast zu schauen, wie sie sich selber kaputt machen. Der krampfhafte Versuch nach Zugehörigkeit und das bodenlose versinken in Anonymität. Die Medien sagen uns, was angesagt, modern ist und wir versuchen möglichst schnell diese Vorgabe zu erfüllen. Denn nach drei Monaten tragen alle Menschen die selbe Kleidung und den gleichen Haarschnitt und tanzen zu der gleichen Musik.
Wo bleibt der Individualismus? Der wird gnadenlos tod geschlagen... Das die belächelten Exoten die vermutlich glücklichsten Menschen sind, auf die Idee kommt die Gesellschaft erst gar nicht.
Ich erinnere mich an eine wirklich prägende Zeit, die mich wirklich erschreckt hat. Damals waren Schuhe (keine Ahnung) modern, eine Helly Hanson Jacke, ein Eastpack Rucksack und Cap. Ich bin morgens an einer Bushaltestelle vorbei gefahren und habe mir gedacht, die kann man nur an der Farbe ihrer Jacken auseinander halten. Aber in dem Augenblick wo etwas "normal" wird, müssen neue Impulse her. Diesen Teil unserer Psyche machen sich endlos viele Industriezweige zu nutzen. Dazu gehören, aber nicht in der Masse untergehen...
Die Natur hat für den Mensch das Leben in kleinen "Herdenverbänden" vorgesehen. Mit einer klaren Hirachie nach dem Gesetz des Stärkeren, wie im übrigen Tierreich auch. Diverse Tierarten werben um Weibchen mit imposanten Fellen, farbenprächtigen Gefiedern etc. Das alles schlummert noch in uns, aber vermischt sich mit der Neuzeit, dem logischen denken und dem Zwang der Zivilisation.
Um an das Gesellschaftsbild: Perlweißfamilie, einen Jungen, ein Mädchen, freistehendes Einfamilienhaus und Mercedes vor der Garage zu kommen zerfleischen wir uns gegenseitug und zerreißen uns selber. ich weiß noch, wie ich mein erstes Handy hatte und "endlich" zum Club der Handybesitzer gehörte. Heute muss es ja ein Smartphone sein... Das mich mein Chef amstags um 22.30 Uhr auf Partys anruft, oder Sonntags Abends, das man mich damit überall "Orten" kann usw. darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Das neuerdings Provider meine Daten verkaufen wollen: Henkerseele, männlich 32 steht 1 min. vor H&M, Henkerseele 32 bewegt sich jetzt seit 20 min. in C&A finde ich befremdlich. Genau das löst die neuen Volkskrankheiten aus. Oder verstärkt die alten Volkskrankheiten, wenn man davon ausgeht, das Rückenleiden auch Psychosomatische Ursprünge haben können.
Der permanente gesellschaftliche Druck, die permanente Überwachung, das alles führt gerne mal zu dem "Burn Out Syndrom". Einer Erkrankung, die es im medizinischen Sinne gar nicht gibt. Aber "Burn Out" (ausgebrannt) hört sich besser an, als: "Du packst es nicht? Schwächling... Dann verrecke ". Andauernde Kopfschmerzen, akkustische und visuelle Halluzinationen usw. Alles Erkrankungen die Zunehmen. Mittlerweile fragen Ärzte net mehr, ob man weiße Mäuse sieht, sondern ob man sein Telefon hört, oder die Vibration in der Hosentasche spürt, obwohl keine da ist.

Ich bin als Kind auf ein Kuhdorf gezogen und manchmal vermisse ich es. Wo sind die Tante Emma Läden, in denen man noch mit seinem Namen bezahlen konnte. Die Kneipen, wo man anschreiben konnte, der Arzt der 20 Jahre Krankengeschichte von jedem Patient aus dem Kopf wusste, die Tankstelle wo ich morgens Parke und wenn ich rein komme, steht schon der Kaffee und meine Schachtel Zigaretten zur Abholung bereit.
Die zweite Hälfte meines Lebens habe ich als Exot verbracht, der sämtliche gesellschaftlichen Zwänge sprengt. Das hat mir nie viel Freunde gebracht, aber ein freies Leben. Während ich Selbstständig war, haben mich Leute engagiert, weil ich meinen Job gut konnte und nicht weil ich "modisch" war. Ich habe auch die menschliche Seite ausgenutzt. Ich habe Menschen Sachen verkauft und errichtet, die Einzigartig sind, oder die zumindest in weitem Kreise keiner hat.
Ich werde nie vergessen, wie ich mir einen alten Leichenwagen gekauft habe und auf der Eigentümerversammlung das Thema kam, ob ich den Wagen auf den Stellplätzen parken dürfte, schon alleine wegen den Kindern. Die Kinder fanden den Wagen so cool, das die immer da standen und gefragt haben, ob sie rein dürfen. Dann sind die durch das ganze Auto getobt, haben wit der Plüsch Spinne gespielt, die in den künstlichen Spinnenweben hing und haben am Lenkrad gedreht. Kleine Kinder sind noch unverdorben :) Auf dem Beifahrersitz lag ein Kunstharz Schädel und zwei Oberschenkelknochen aus Kunststoff. Die Kinder haben einmal gefragt, ob die echt sind und nachem ich erklärt hatte, das dem nicht so sei, wurden die jedesmal weg geräumt, damit einer auf dem Beifahrersitz sitzen konnte^^ Je mehr "Geschiss" die Eltern um das Auto gemacht haben, desto interessanter wurde es.
Kinder suchen noch den Freigeist, die Autonomie, das freie entfalten und wir unterbinden das mit Gewalt, damit sie später in dieser absonderlichen Welt bestehen können.

Könnte noch drei Stunden tippen, aber will erstmal euch die Möglichkeit geben...
 

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Ochje da hast du ja was angeschnitten, ja dieses Treandgedöns kenn ich wirklich noch sehr gut aus meiner SChulzeit wo alle die 150 Euro Hosen bis zu den Kniekehlen unten hatten und jeder der net Marke hatte war nicht Cool:rolleyes:
Naja und da ichs net einsah 100 Euro fürn normalen Pully zu blechen nur weil da ne Marke drauf stand hatte ich normale Klamotten, fand ich nu auch net schlimm :p
Ich hab auch kein Smartphone oder son Quatsch weil ich der meinung bin das ichs net brauche und von der Gesellschaft aufquatschen lass ichs mir doch lange net :rolleyes:

Wo ich aber am meisten drüber froh bin das damals als Rauchen noch unheimlich Cool war ich als fast einzigster da nicht mitgeschwommen bin in paar Jahre später wars total uncool und viele sind nu in der Sucht hängen geblieben, das problem hat ich net und die Kosten auch net ;)

Also ich bin froh damit ein Individium zu sein und was die anderen darüber denken geht mir gelinde gesagt
" Gepflegt am Arsch vorbei"

Endweder man akzeptiert sich so wie man ist oder Pech gehabt
 

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Endweder man akzeptiert sich so wie man ist oder Pech gehabt

Da gebe ich dir Recht, aber genau da hängt es... Es gibt Eltern, die sich noch einen Nebenjob suchen, um ihren Kindern das "Dabeisein" zu finanzieren. Meine Eltern fanden es z.B. befremdlich und hatten das Problem, das ich völlig aus der Art geschlagen bin *lach* Ich erinnere mich daran, das die sich ziemlich außen vor gesehen haben, das ihr Sohn einer recht unbekannten Subkultur angehört. Irgendwann haben die aber gemerkt, das Freunde und Bekannte das ziemlich toll fanden, das ihr Sohn so "abdriftet", aber ein netter Mensch ist. *lach*
Heute wo mir die Möglichkeit gegeben ist, mich völlig frei auszuleben, lachen wir oft darüber, wenn die mich besuchen kommen. Meine Eltern haben um ihr gesellschaftliches Gesicht gekämpft, weil ihr Sohn andere Wege gegangen ist. Heute sind die Stolz darauf... Das finde ich super und trotz der Diskrepanzen, des ganzen Ärgers, haben die mir immer zur Seite gestanden und ihr eigenes Standing gefährdet :)
 
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Nun dieses Thema ist sehr interressant,der Mensch als homo sociologicus, hat in seiner Rolle wohl etwas sehr übertrieben,der ständige Drang gleich sein zu wollen mit allen anderen,nur um dann bestürzt festzustellen,das der andere etwas besseres hat,als man selbst.Ich persönlich kenne diese Situation gut,in meiner Schule,sind fast alle Jungs total vernarrt in Sport,ihr könnt euch sicherlich vorstellen was es für ein Aufschrei gab,als ich gesagt habe,das ich Sport nun wirklich nicht leiden kann. Ich glaube den haben selbst die Chinesen gehört.;) Auch zeigen sich viele befremdet von meinem Interesse an Geschichte,obwohl das nunmal ein sehr spannendes Thema ist.Nun das war jedenfalls so bis sie merkten,dass sie bei mir super Geschichte abschreiben konnten. ;) Ganz schlimm ist natürlich der Zwang immer die teuersten Klamotten anzuziehen und nicht mal die nützlichsten, z.B. versuchte ich in den Sommerferien Hosen mit abnehmbaren Hosenbeinen zu finden,als ich keine fande,hab ich die Verkäuferin gefragt und die sagt mir es gäbe keine mehr,da sie aus der Mode gekommen sind. Hallo,die Hosen sahen in Ordnung aus und waren wenigsten praktikabel aber nein wir wollen ja lieber die neuste Modekollektion haben.:mad:
 

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Hallo King...

Mit der Schule ist bei mir schon länger her, aber zu meiner Zeit war "Basketball" angesagt. Und mein lehrer hat das ausgeschlachtet und zusätzlich Volleyball favorisiert, weil man sich da ja nicht verletzen kann.
Ich habe eine wohlwollende 5 kassiert, weil ich Volleyball mitgemacht habe, aber eine 6 wegen "Arbeitsverweigerung" beim Basketball hatte. Ich habe meinem Lehrer gesagt (Zitat): "Beim Tuntenballett nehme ich nicht Teil..." (American Football gespielt)
Ich habe ihm gesagt, das wir jederzeit Eishockey spielen können, oder Football, oder Fußball, Handball.., ich aber keine Lust verspüre, Mannschaftssport zu praktizieren, der ohne Körperkontakt auskommt.

Damit war ich auch gleich geoutet... Und nicht im Trend ;)
 

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Nun ich bin bei meinem Sprotlehrer eh unten durch, wir gehen uns großräumig aus dem Weg.Ich bekomme meine 3 und er muss sich nicht aufregen,dafür zeig ich es ihm immer das ich was drauf habe in Geschichte,wenn ich was sage was er nicht weiß^^
 

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Und meiner Meinung nach ist Geschichte auf dem Zeugnis unterbewertet. Sorry, aber Geschichte wiegt bei mir 10 mal mehr, als Sport, auch wenn das an dem unterirdischen Geschichtsunterricht liegt, über den ich mich an anderer Stelle reichlich ausgelassen habe ;)
 

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Tja aber wenn du deinen Geschichtslehre in Fachwissen übertriffst sollte er sich schämen^^
 

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Würde ich soooooo nicht sagen.
Ich habe mich immer über unser Schulsystem geärgert, weil es solche Fälle nicht vor sieht. Ein Schüler darf keinen Lehrer überflügeln, aber gerade in den Fächern wie Politik und Geschichte ist das kein großes Ding, weil dort wenig Fachwissen vorausgesetzt wird. Ich war ein ganz miserabler Schüler, außer in drei Fächern, die mich wirklich interessiert haben. Politik, Geschichte, Biologie. Biologie habe ich sogar als weiteres Hauptfach gewählt und die Mehrstundenden in Physik und Chemie zähneknirschend hingenommen.
Später auf der Berufschule war mein WiSO Lehrer so begeistert von mir (mit dem habe ich nach der letzten Stunde noch lange debattiert) das er mich nach dem letzten offiziellen Schultag in sein Ferienhaus in Frankreich zu seinem Geburtstag eingeladen hat. (Das fand ich damals toll)
In dem Mann habe ich aber auch meinen Meister gefunden und den konnte ich nicht überflügeln :) Aber bei ihm habe ich viel über das Schulsystem erfahren und er war mit mir einer Meinung, das viele Talente nicht erkannt und gefördert werden.
Ich werde nie vergessen, wie er mich gefragt hat, ob er meinen Aufsatz als Unterrichtsmaterial verwenden darf. Für ihn war das ganz klar, wegen Quellenangabe und Einverständnis, für mich die größte Auszeichnung, die man mir verleihen konnte :)
 
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Ganz passend... Zivilisation macht Geisteskrank! Mir hat gerade das örtliche Pizza Service Unternehmen (in den letzten drei Jahren habe ich denen zwei Neuwagen finanziert) mitgeteilt, das die nur "Ausnahmsweise" für 23!!! Euro in den Randbezirk fahren.
Freue mnich schon darauf, die in der Lokalpresse mal richtig stutzen zu lassen, bis die wieder für 5 Euro fahren, oder zu Fuß persönlich bringen.
Da sind wir wieder beim Thema... Die meinen das die sich alles raus nehmen können und haben hier zum letzten mal geliefert. Macht des Kunden und den werden wir mal ausreizen, bis der Umsatz einbricht :)
 

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Tja aber wenn du deinen Geschichtslehre in Fachwissen übertriffst sollte er sich schämen^^
Nein, überhaupt nicht. Es reicht aus, wenn ein Lehrer darüber bescheid weiß, was er unterrichten soll. Und das ist nicht sonderlich viel. Wenn sich jemand für das Thema interessiert, ist es ganz normal, dass er sich darüber eingehend informiert. Und dann ist das gut möglich, dass man zu einem bestimmten Thema mehr weiß. Wobei man in der Allgemeinheit wohl eher nicht mithalten kann :p
Mir hat gerade das örtliche Pizza Service Unternehmen mitgeteilt, das die nur "Ausnahmsweise" für 23!!! Euro in den Randbezirk fahren.
Naja, es interessiert sich halt jeder dafür, wie man den meisten Gewinn rausbekommt. Angenommen, der Fahrer beliefert entweder dich im Randbezirk - oder 4 andere in der Nähe. Letzteres ist deutlich attraktiver. Damit "du" dich mehr lohnst, muss entsprechend mehr rausspringen. Das ist dann aber kein Problem der Zivilisation, sondern des Kapitalismus (auch wenn es doch zusammenhängt). Soll natürlich auch nicht heißen, dass etwas anderes besser wäre (bevor mich jetzt irgendeiner zu den Kommunisten schiebt, bah). Lediglich eine objektive Anmerkung.
Mir missfällt deine Ansicht, sie dafür direkt öffentlich anprangern zu wollen. Um es mal zu überspitzen: Du hast ja keinen Anspruch darauf, du machst ihnen lediglich ein Angebot (Geld!), ob sie es annehmen, ablehnen oder zu verhandeln versuchen (haben sie ja getan), steht ihnen völlig frei. Jedem Unternehmen steht es frei, sich seine Kunden auszusuchen (bitte NICHT böse verstehen!).
Natürlich ist es seltsam, dass sie gerade einen offenbar guten und langfristigen Kunden verstoßen, besonders kundenfreundlich ist es nicht. Aber es ist ja ihre Entscheidung.
 
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DeletedUser5963

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Zum Thema Fernsehen:

Mein Fernseher dient wesenhaft dazu, Filme auf DVD zu sehen.
Zu den meisten ausgestrahlten Programmen habe ich eher ein ambivalentes Verhältnis.
Nachrichten pflege ich immer öfter im I-Net zu lesen - nur noch selten zu gucken, und
das was sonst kommt, erzeugt bei mir immer so ein komisches Gefühl!
So muss es sich also anfühlen, wenn sich Hirn in Hüttenkäse verwandelt!

Aber manchmal, wenn der Vollmond besonders hell und fies am Himmel herumhängt,
überkommt es mich dann doch und ich zappe durch den nächtlichen Mist im TV.
Das was ich da größtenteils sehe, wirkt auf mich eher wie ein Verkehrsunfall.

Wer manche dieser nächtlichen Sozialporn-filmchen (sozial weil kostenlos) ansieht
und auch noch mit kostenpflichtigen Programmen sein Handy zu einem Massagegerät
umbastelt, der flirtet wahrscheinlich auch mit dem Staubsauger!:rolleyes:

Aber nicht nur TV macht doof, sondern auch Essen birgt so manche Gefahren!

Auf jeder Schachtel Zigaretten steht: " Raucher sterben früher"
Warum steht dann nicht auf jeder Tütensuppe dieser Maggi`s und Knorr`s, z.B.:

"Essen macht doof"

Bei den vielen E-Nummern und Prüfzeichen der Lebensmittelindustrie, sollte man
inzwischen auch kapiert haben, dass dieser Frass nicht nur auf die "Rettungsringe"
geht, sondern auch auf die Rübe! (wurde auch schon wissenschaftlich nachgewiesen!)

Guten Appetit...Henkerseele!
Das war nur zum Thema Zivilisation macht Geisteskrank!
 

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naja wenn aber erst alle krank sind dann fälls net mehr auf....
Krank ist dann ja das neue Normal ;)

Die Gesunden sind die Freaks :p
 

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Hallo henkerseele,

danke für das erstellen des themas.

"Wo bleibt der Individualismus? Der wird gnadenlos tod geschlagen..."

deine rhetorische frage und die prompt folgende trockene antwort rufen erinnerungen an frühe lektüren wach: welterschließende worte fanden sich damals im steppenwolf
sie erinnern aber auch an die lektüren anderer: in den silentium-stunden saß uns gegenüber ein wortkarger, kauziger schwarzbart, dessen kleine, konzentrierte augen auf den zeilen des buches: wege aus einer kranken gesellschaft von erich fromm ruhten.

Erhellend ist auch die gegenfrage: woher kommen individuum und individualismus?
In einem bestimmen sinne ist das bedürfnis, authentisch man selbst zu sein, ein modernes phänomen der bürgerlichen gesellschaft.
-manchmal bezeichnet man den kernigen und markigen luther als ersten repräsentanten des bürgertums. Luthers Rebellion richtete sich gegen die minuziösen rituellen praktiken und den heuchlerischen formalismus der kirche
-die bedeutung des wortes „individuum" veränderte sich. Zunächst bezeichnete es ganz buchstäblich die Unteilbarkeit und Unzerstörbarkeit (der menschlichen seele). Es war ein metaphysischer begriff, ganz einer welt zugehörig, in welcher körper und geist, irdische welt und jenseits strikte gegensätze bildeten. Erst seit 1800 bekommt das Wort die bedeutung „einzigartiger Weltzugang“
-das ende des lehnswesens löst die personale herrschaft des lehnsherrn über seine vasallen auf. Der doppelt freie lohnarbeiter betritt die weltgeschichtliche bühne und geld wird zum universellen medium des marktes.
-die ausbreitung der anynomität des marktes ist dann die folie für die kleinbürgerliche familie und die romantische liebe. Hier erkundet man neue, intensivere formen der intimität.
-philosophisch interessant ist die reformulierung des freiheitsbegriffs in den schriften kants und rousseaus: Freiheit als Autonomie und Achtung vor dem Sittengesetz und Freiheit im Sinne von Authentizität als Selbstverwirklichung

Jetzt ist es mir vielleicht wie dir ergangen.
Auch ich könnte noch eine weile weitertippen...
mit meiner eher diffusen historischen auffächerung wollte ich auf die imperative des neoliberalismus zusteuern...
 
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Zum Thema: Essen macht doof...
Das ist sicherlich richtig und ganz aktuell gab es wieder einen bericht über zuviel Fleisch und das die Fettsäuren auf das Gehirn schlagen. Das so etwas unter meinen Post (dem Pizza Taxi zwei Neuwagen finanzieren) kommt, die "Spritze" hab ich auch verstanden :p
Aber da dieser Thread ja unter "Gesellschaft" läuft, müssen wir auch mal erwähnen, das viele Dinge um das Thema "Gesunde Ernährung" auch gar nicht mehr so möglich sind, wie es vielleicht einmal der Fall war. Durch die Einführung der 400 Euro Jobs (Mogelpackung) und die rapide fallenden Reallöhne ist es vielen gar nicht mehr möglich sich wirklich Gesund zu ernähren. Speziell die Preise für Gemüse (fällt mir immer wieder auf) sind teilweise von einem anderen Stern. Zusätzlich kommt wirklich das Zeitproblem hinzu. Wo gibt es noch die klassische Hausfrau und Mutter, die Morgens auf dem Markt einkauft und Mittags etwas kocht? So bald die Kids in der Schule sind, oder im Kindergarten, geht es zur halbtags Stelle und dann gibt es Mittags etwas "schnelles". Ich habe am WE (ob das gesund ist, lasse ich mal dahin gestellt) "richtig gekocht". 3 Stunden stand ich in der Küche^^
Die "Prüfzeichen" sind auch so ein Ding. Bio Fleisch, Bio Gemüse, Bio Obst... Komischerweise sieht der "Bio Kram" im Obstbereich nicht wirklich anders aus, kostet aber bedeutend mehr. Ich habe 5 Apfelbäume an der Weide, mein Grundstücksnachbar hat ca. 5 Ha Apfelwiese. Unsere Äpfel sind wirklich Bio! Zusammen werden wir es vermutlich nicht schaffen, 4 Supermärkte einmalig mit Äpfeln zu beliefern, die der Kunde kaufen würde. (Optik)
Bio Fleisch... Was ist das? Was ist an Rindfleisch z.B. Bio? Oder die Light Produkte... Oh mein Gott... Das ist auch zu so einer Geschichte geworden...^^ Naja... Wird zu lang... :p

Lieber er23:
Danke für den tollen Text und dem Ursprung des Wortes. Ich habe mich natürlich auf die gegenwärtige Bedeutung bezogen, aber wenn ich mein persönliches Empfinden mit diesem Wort nutze, dann bin ich ganz dicht beim Ursprung :)
Kant ist natürlich schon ein paar Tage her und natürlich war das Sittengesetz damals ein heikles Thema. Ob dieses noch in die Neuzeit passt, lasse ich einmal dahin gestellt.
Ich glaube der überwiegende Teil der Gesellschaft fühlt sich als Individuum. Ob man dem noch zustimmen kann (wenn die Seele verkauft wird^^) lasse ich ebenfalls dahin gestellt. Individualität bezieht sich auf "Einzigartigkeit". In einer globalen und mittlerweile vernetzten Welt ist es sicherlich schwer, eine gewisse Individualität zu besitzen. Ich spielte ja darauf an, das Menschen diese Individualität suchen und zeitgleich Trends hinterher laufen, die sie nur zu einem Teil des Ganzen machen. Zumindest äußerlich, in Form einer gewissen Uniformität.
Ich mag es, das ich zumindest in der Nachbarschaft und dem Dorf wo ich jetzt wohne und auch in dem, wo ich früher wohnte, all diesen gesellschaftlichen Ketten entsprungen bin. Das hat mich viel gekostet, ganz klar. Aber wie du so schön die Herkunft beschrieben hast: "Meine Seele ist jetzt ganz"^^
 
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DeletedUser11807

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Also wenn ich mir das so durchlese, gibt es ja noch ne Menge Leute die das Ganze hoch wissenschaftlich erklären wollen.^^

Dabei ist es doch so einfach. Also richtig "E" wie einfach.^^

Der Mensch (auch du und ich) ist bis zum heutigen Tage und Trotz seiner ach so über alles erhabene Intelligenz und seines bisherigen "Fortschritts" seit seinem Erscheinen ein triebgesteurtes Tier!!

Nehmt was ihr wollt, packt es in ein ethisches oder religiöses Mäntelchen und ihr landet bei den Sünden, welche im grunde nur die Sammlung der menschlichen Triebe sind.

Faulheit, Fortpflanzung und Nahrung. Das ist alles.

Selbst das "Machtbedürfnis" ist diesen drei Grundpfeilern geschuldet. Wer die Macht hat, braucht nicht selbst zu arbeiten, kann sich von allen am besten ernähren und kann sich beliebig fortpflanzen.

Das streben nach "Zugehörigkeit" ist nichts anderes als seine Fortpflanzungschancen zu erhalten, die Möglichkeit des Nahrungsaufkommens zu steigern und die eigene (körperliche) Leistung zu reduzieren. Dabei kommt dann in der Gruppe der Trieb nach "Individualität" zum tragen (der bei Einzelgängern völlig sinnlos ist), um so in Sachen Fortpflanzung besser auf sich aufmerksam zu machen (in der Masse auffallen wollen).

Selbst wenn man alle in eine Uniform steckt, werden Merkmale gesucht (Haar-/Augenfarbe, Nasen-/Gesichtsform etc), die eine Differenzierung und damit ein herausheben der eigenen Person UND eine abwerten eines Anderen ermöglichen, was somit die eigene "Position" verbessern soll.

So und nun projiziert das ganze auf eine Großstadt oder gar auf eine Megacity! Hier werden sich mitten in all den Menschen immer stärker (gesellschaftliche) Schichten heraus bilden, die völlig autark existieren, aber doch eng bei und untereinander. Und alle haben das selbe streben: Faulheit, Nahrung, Fortpflanzung.

Ja selbst die "Sportler" die sich im Fitnessstudio oder mit Joggen im Park quälen, haben diesen Antrieb. Oder warum nehmen sie all diese Dinge auf sich, wenn sie nicht davon ausgehen würden, sich dadurch von anderen abheben zu können und ihre eigenen Chancen zu verbessern?!

Es hat wohl noch nie einen sibirischen, afrikanischen oder anatolischen Bauern in seiner "Einöde" gegeben, der freiwillig gejoggt ist oder nach der Feldarbeit noch "Kraftsport" betrieben hätte.^^ Und selbst wenn ihr einen solchen Bauern mit seiner Frau in die Stadt bringen würdet, würde er von sich aus nie damit anfangen. Doch nehmt im seine Frau weg und er soll sich eine neue "Partnerin" in dieser Stadt suchen, dann würde er vermutlich noch ganz andere Sachen tun, als nur Joggen und/oder Fitnessstudio.
 

DeletedUser14244

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Zitat (Azuralia) : "naja wenn aber erst alle krank sind dann fälls net mehr auf...."

Das gefällt mir, denn da aus ganz erklärlichen Gründen niemand so wirklich verlässlich den Begriff "Norm" erklären und objektivieren kann (wir verlieren uns dabei nämlich in zahllosen Kleinigkeiten und ständigen Veränderungen, so dass etwa gesagt werden kann, normal sei, was der Mode entspricht oder: normal ist ein Mensch, der mit er Mode geht und nicht daneben tritt) so fällt schon auf, dass es zur Normalität gehört, dass eben nicht alles normal ist, sonst könne man beides nicht mehr voneinander abgrenzen und unterscheiden.

Wenn demnach für den einen dieses, für den abderen jenes normal sein sollte, so kann Normalität im Ganzen nur eben noch dadurch begriffen werden, dass sie von dem abhängt, was ihr widerspricht.

Interessant ist da un etwas im Bereich der Gesundheit, der Medizin, Fachbereich Psychologie und Psychiatrie, um es beim Namen zu nennen, trotz gesundem Nonkonformismus (oder gerade deswegen), mit welchem ich mich gar nicht allein fühle, aber doch im Widerspruch zur grossen Masse unserer Gesellschaft stehe,

habe ich es selbst sogar bis dorthin geschafft !

wollte aber eigentlich nur darauf hinaus, dass in der europäisch-abendländischen, westlich-modernen Schule und Lehrmeinung vom Ungewöhnlichen bzw. fehlerhaften, Kranken auf das Gewöhnliche, Gesunde und Normale geschlossen wird, als könne man dies auf keinem anderen Wege erkennen oder erklären.

Tatsächlich, eine der grössten Perversionen unserer Wissenschaft, Studien über das sogenannte 'Abnorme' sollen Aufschluss über die Zusammenhänge des Gewöhnlichen, Naturgegebenen und Gesunden bieten.

Dies zumindest im Bereich der Seele, welche vom altgriechischen her 'Psyche* benannt und selbst von Fachleuten nicht ordentlich von Geist, Verstand und Intellekt unterschieden, vielmehr - als sei dies überhaupt die Grundlage unserer logischen Wissenschaft(en) - fachmännisch geleugnet und hinweg erklärt wird.

Haben wir eine Seele, die evt. an der Beschaffenheit unserer gegenwärtigen Welt, unseren Lebensbedingungen und vorgefertigten (programmierten) Verhaltensweisen - ernsthaft leidet ?

Oder eben genau deswegen leidet, weil sie hinwegdiskutiert, aus allen Berechnungsbögen und akademischen Studien sorgfältig herausgefiltert und beiseite gelegt wird, als handele es sich nurmehr um einen Archetypus aus verlorener Zeit, selben Ursprungs wie so mancher Geister- oder Götterglaube, der die Menschen am Fortschritt hindere und ihre Entwicklung zurückhielt ?

Dabei wollte ich jetzt gr nicht religiös werden, obwohl ich eben auch das nicht aus meinem Leben ausschliesse.

Ich wollte hiermit nur, auf das von euch bisher Gesagte, ein Echo geben, wie es auch etwa in mir selbst nachklingt.

Du, Henkerseele, hast ja deinen Threat genau danach benannt: "Zivilisation macht krank..." Ich möchte meinen Beitrag mal damit abschliessen, dass ich dir selbstverständlich zustimme (ich kann gar nicht anders), aber ich möchte die Frage stellen: woran liegt's eigentlich uns was hält uns trotzdem noch weitestgehend gesund ?

(mal ganz abgesehen davon, dass diese Fragen schon im gesamten Blog kursieren, und mögliche Antworten darauf ebenfalls, mal mehr und mal weniger deutlich oder versteckt)

(c) EU
 
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DeletedUser18058

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Zitat (Azuralia) : "naja wenn aber erst alle krank sind dann fälls net mehr auf...."



Du, Henkerseele, hast ja deinen Threat genau danach benannt: "Zivilisation macht krank..." Ich möchte meinen Beitrag mal damit abschliessen, dass ich dir selbstverständlich zustimme (ich kann gar nicht anders), aber ich möchte die Frage stellen: woran liegt's eigentlich uns was hält uns trotzdem noch weitestgehend gesund ?

(c) EU

....wahrscheinlich hält die Gier uns noch weitestgehend gesund!
Was Gesund in diesem Zusammenhang auch immer bedeutet?

"Wer immer mit der Herde geht, kann auch nur den Ärschen folgen!"

oder

"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein!"

(Zitat: Albert Einstein)

Das, was wirklich Krank macht ist der Mensch selbst!
Von Bescheidenheit und der Hinwendung zu den Menschen, statt zur eigenen Karriere, der Verurteilung
der Gier nach Reichtum und Kohle keine Spur!
Es gibt viele Sachen, die von Menschen längst individuell umgesetzt werden könnten - aber Pustekuchen!

Da werden hin und wieder ein paar Euro für Flutopfer als Beruhigung-Placebo gespendet, oder ein
bayerischer Würstel-Macher bescheißt das Finanzamt um Kohle zum zocken zu haben.
Da gibt es genmanipulierte Lebensmittel, Gammelfleischskandale, abzockende Banken usw.usw....

Kampagnen-Journalismus versucht die öffentliche Meinung zu beeinflussen, zu diesem Thema passt
auch die Twitter- oder Facebook Seuche. Steht sie doch auch nur für den Herdentrieb, der mit
einer kritischen und/oder inhaltsbezogenen Sachdiskussion sehr wenig zu tun hat!

Wenn einmal eine Führungskraft ( *bg* - hätte fast Führer geschrieben) auf der Strecke bleibt,
schreit die große Herde vermutlich nur kurz auf, bis sie eine neue SAU (Schaf) gesichtet hat, der
sie anschließend hinterherrennen kann!

Ich habe in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, diese Herden gründen sich in Deutschland
besonders gern und gut! :(

Kein Wunder das in diesem Land solche FLACHPFEIFEN die Politik bestimmen!:(
 

DeletedUser14244

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Blogfrog,

was Du schreibst, erinnert mich an die nicht-eben-selten zu vernehmende Frage, ob 'mensch' (nicht) am allgemeinen Wahnsinn einfach teilnehmen und mitmachen sollte (*1. Anm.) um erstens:
nicht vor die Hunde zu gehen, bzw. allen Zusammenhang und Zusammenhalt mit der Mitwelt zu verlieren und / oder (zweitens: )
nicht aufzufallen, durch irgendeine Form der nicht-normierten und nicht-standartisierten, schlechthin: unkontrollierten Verhaltensauffälligkeit, welche dann als Verweigerung oder sogar als systemschädigend (kontroverses und bisweilen subversives Potential) oder einfach nur als "krank" aufgefasst und entsprechend in Acht genommen werden könnte.

Wird aber erst mein Verhalten in Acht genommen, werde bald auch ich selbst in Acht genommen und mit irgendeinem der inzwischen gesellschaftsüblichen und in all ihrer Tabuisierung auch als gesellschaftstauglich, sogar staatstragend geltenden Restriktionen und amtsausgefertigten Bannflüchen belegt werden, worunter durchaus auch freiheitsbeschränkende und freiheitsentziehende Massnahmen zu versehen sind (da möge man bitte nicht gleich zu weit, aber auch nicht permanent bloss zu kurz denken).

So gesehen geht es also durchaus um Selbstschutz und Selbstrettung angesichts gewisser Gefahren, die sich einstellen, gerät man nur erst weit genug aus der Norm oder entzieht sich gar bewusst der Kontrolle...

Optimismus ist aber dann schwer aufrecht zu erhalten, geht doch eigentlich alles in irrem Strudel nur hinab, handelt es sich doch lediglich um die Rettung des bereits Verlorenen, um die Wahrung des guten oder besseren Scheines. Wer da aber Kraft in sich verspürt, dem Realen, der tatsächlichen Wirklichkeit noch zu begegnen und ins Auge zu sehen, mag sich auf manche Täuschung und Enttäuschung vorbereiten, [...]

Das will auch gelernt sein, es versteht sich nicht eben von selbst...

[...]

(c) EU (im Hinblick auf das allgemein menschliche)

Anm. (*1): oder "teilzunehmen und mitzumachen hat", wodurch sich aber nur der Imperativ besonders ängstlicher und verschreckter Seelen ausdrückt, welche die eigene Angst, Betäubung und Unfähigkeit möglichst zum generellen Massstab und Motivationsfaktor erhoben wissen möchten, um sich dem Eindruck ihres individuellen Ausgeliefert-Seins entziehen zu können, indem sie ihn (und das ihnen zugängliche Mass an Reaktionsfähigkeit, der grossen Masse zudiktieren in welcher sie dann aufgehen können, In der Psychologie spricht man etwa von der (unbewussten) 'Verteilung' oder 'Mitteilung' eines inneren, unbewältigten Konfliktes an die Umwelt. (siehe Fachliteratur)
 
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