Im Venedig des späten Mittelalters, am Fuße des Markusdoms wandelte der Jungeselle Casanova seiner Wege. Die Karnevalszeit war angebrochen und lockte allerhand Leut' von Nah und Fern auf den wohl bekanntesten Piazza der Lagunenstadt.
Casanova, der dem Tagwerk des gaukelns nachging, sah hier die Gelegenheit, seinen dürftigen Lohn um einige Florin's aufzustocken. Er schlenderte über den Markusplatz und suchte selbigen nach Möglichkeiten ab, sein Fell auszubreiten um einigen Besuchern durch seine Hüttchenspiele ein paar Münzen zu entlocken.
Nach langer Suche wurde er endlich fündig, setzte sich auf sein Fell und begann die ersten Passanten anzusprechen.
Anfangs lief es wirklich gut doch nach einiger Zeit stellte Casanova fest, dass ein Marktschreier, einige Meter weiter entfernt, die potenzielle Kundschaft in seinen Bann zog.
Interessiert warf sich Casanova sein Fell über die Schulter und lief der Menge nach.
Es stellte sich herraus, das der Marktschreier eine Lotterie anpries, bei der man für einige Florin's Tickets erwerben konnte. In anbetracht des Hauptgewinnes, einer großes Truhe voller Medaillen die sich in jedem Fall gewinnbringend weiterverkaufen lassen würden, war Casanova's Interesse geweckt. Er griff in seine Tasche und begutachtete die Florin's, die er kurz zuvor umgesetzt hatte.
Viel war es nicht, gerade einmal 10 Florin's- für 6 Florins bekam er 3 Ticket's. Die restlichen 4 plante er bereits jetzt für das Abendmahl ein.
Er trat vor und erwarb 3 Ticket's die er fest umklammerte.
Sein Blick fiel auf ein junges Fräulein, dass offenbar für die Ziehung der Gewinnlose verantwortlich war.
Als sie herraufblickte und den jungen Casanova sah, der in Mitten der der Menge noch immer angespannt seine Lose umklammerte musste sie schmunzeln.
Das schrille Läuten einer Glocke, dass den Beginn der Lotterie signalisierte, lies ihren Blickkontakt abrupt abreißen. Das junge Fräulein began damit, die Lostrommel zu drehen und zog den dritten Preis. "Nummer 62" rief sie und schaute in die Menge.
Casanova blickte herrab- diese Nummer war keine der seinen.
Auch der zweite Preis, ein kleiner Sack mit Silbermünzen, fand seinen neuen Besitzer in einer anderen Person aus der Menschenmenge.
Wieder blickte Casanova herrab auf seine Ticket's. Auf ihnen prankten die Zahlen 34, 58 und 77.
Er vernahm das leise rascheln der sich wieder in Bewegung gesetzten Lostrommel und schloss die Augen.
Die Augenblicke kamen ihm wie Stunden vor ehe das rascheln verstummte und er vernahm, wie sich die die kleine Lucke der Lostrommel unter einem leisen knarren öffnete.
Er legte seinen Kopf nach hinten und blinzelte mit einem Auge in die Richtung des jungen Fräulein. Diese hatte das Gewinnlos bereits in der Hand und begann damit, dieses langsam aufzufalten.
Fast zögerlich und für Casanova nahezu in Zeitlupe öffnete sie das Los, blickte nach oben und lies die Gewinnzahl verlauten.
"77"
Casanova riß die Augen voller Freude weit auf und verlieh seinen Glücksgefühlen mit einigen Luftsprüngen Ausdruck.
Mit großen Schritten drängelte er sich durch die Menge, der Bühne entgegen um sein Gewinnlos vorzulegen.
Auf halber Strecke drehte er jedoch plötzlich ab weil ihm im Augenwinkel ein Blumenhändler aufgefallen war.
Für die 4 Florin's, die er ja nun nicht mehr zwingend benötigte, erwarb er einen kleinen Strauß Rosen der dekorativ mit einigen Olivenblättern gebunden war.
Er trat die Stufen zur Bühne herrauf und ging geradezu auf das junge Fräulein zu, um ihr den Strauß Blumen zu überreichen.
Während einer zaghaften Umarmung verabredeten sich beide für ein gemeinsames Abendessen in einer nahen Gaststätte.
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Der Rest ist Geschichte.
Und wenn sie nicht gestorben sind...
Flosche
Noarsil